Atombombenabwürfe

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Die beiden Atombombenabwürfe auf Japan im Jahr 1945 haben hunderttausende Menschen getötet oder verstümmelt. Die Auswirkungen sind heute noch spürbar. 

Die Bombe aus hochangereichertem Uran, die am 6. August 1945 über Hiroshima detonierte, hatte die Sprengkraft von 15.000 Tonnen TNT. Etwa 70 Prozent aller Häuser wurden verbrannt und dem Erdboden gleichgemacht. 140.000 Menschen starben bis Ende des Jahres 1945. Unter den Überlebenden häuften sich Krebserkrankungen und andere chronische Krankheiten.

Eine etwas größere Plutoniumbombe explodierte drei Tage später über Nagasaki. Sie machte 6,7 Quadratkilometer der Stadt dem Erdboden gleich und tötete bis Ende des Jahres 1945 74.000 Menschen. Die Temperatur der Erdoberfläche erreichte 4000°C und radioaktiver Regen ging nieder.

 

Eine Chronologie

1940er-Jahre

August 1943 USA: Start des „Manhattan Project“ Die USA rufen das „Manhattan Project“ zur Entwicklung der ersten Atombombe ins Leben. Mehr als 130.000 Menschen arbeiten an dem Projekt, das zwei Milliarden USD (inflationsbereinigte Entsprechung 2012: 25 Milliarden USD) kostet.
16. Juli 1945 Die USA führen den weltweit ersten Atomwaffentest durch Die US-amerikanische Regierung lässt die erste Nuklearwaffe, Codename „Trinity“, in New Mexico testen. Sie hat eine Sprengkraft äquivalent zu 20.000 Tonnen TNT. Das Datum dieses Tests markiert den Beginn des nuklearen Zeitalters.
6. August 1945 Die USA werfen Atombombe über Hiroshima ab Die USA bringen eine Uranbombe über der japanischen Stadt Hiroshima zur Explosion und töten damit 140.000 Menschen. Über Jahre hinweg sterben Menschen an Krankheiten verursacht durch radioaktive Verstrahlung.
9. August 1945 Die USA werfen eine zweite Bombe über Nagasaki ab Die USA werfen eine Plutoniumbombe über der japanischen Stadt Nagasaki ab. Bis Ende des Jahres 1945 sterben 74.000 Menschen. Es gibt kaum Möglichkeiten, den Überlebenden der Explosion zu helfen.
24. Januar 1946 Die UNO fordert die Abschaffung von Nuklearwaffen In ihrer ersten Resolution fordert die Generalversammlung der Vereinten Nationen die vollständige Abschaffung von Nuklearwaffen. Sie ruft eine Kommission ins Leben, die sich mit dem Problem dieser Entwicklung auseinandersetzt.

 

Medizinische Behandlung

In Hiroshima wurden 90 Prozent der Ärzt*innen bzw. des Krankenpflegepersonals getötet. 42 der 45 Krankenhäuser waren funktionsunfähig. 70 Prozent der Opfer hatten mehrfache Verletzungen, in den meisten Fällen schwere Verbrennungen. Alle Betten für Brandverletzte dieser Welt hätten für die Behandlung der Überlebenden eines einzigen Atombombenabwurfs über einer Stadt nicht ausgereicht.

In Hiroshima und Nagasaki mussten die meisten Opfer ohne Hilfe, die ihr Leiden hätte mildern können, sterben. Einige der Menschen, die nach den Bombenabwürfen zur Hilfe in die Stadt kamen, starben ebenfalls durch Radioaktivität.

 

Langfristige Folgen

Die Häufigkeit von Leukämie unter den Überlebenden stieg fünf bis sechs Jahre nach den Bombenabwürfen signifikant an und etwa ein Jahrzehnt später erkrankten Überlebende überdurchschnittlich häufig an Schilddrüsen-, Brust-, Lungen- und anderem Krebs.  Das Risiko für solide Tumore wächst während der gesamten Lebensspanne von Überlebenden kontinuierlich – sogar bis heute, fast sieben Jahrzehnte nach den Bombenabwürfen.

Schwangere Frauen, die die Abwürfe überlebt haben, wiesen eine größere Rate von Fehlgeburten und Kindersterblichkeit auf. Kinder, die im Bauch der Mutter radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren, hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für geistige Behinderungen und eingeschränktes Wachstum sowie ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken.

 

In den Worten von Kiyoko Koizumi (Hiroshima):

Das wird dich bei der Heirat benachteiligen“, warnte mich mein Vater. Ich wägte meine Möglichkeiten ab. Ich war eine junge Frau und für eine Hibakusha gesund. Ich beschloss, mich nicht für das hibakusha techou (eine Broschüre für Atombombenopfer, die ihre Gesundheitskosten bezuschusst) zu beantragen, da ich befürchtete, dass mein zukünftiger Ehemann es finden würde.
Ich heiratete im Alter von 24 Jahren. Mein Mann und ich bekamen zwei Töchter und einen Sohn. Wir zogen wegen der Arbeit meines Mannes um, von Yokohama-shi nach Takamatsu-shi und Matsuyamashi. Ich habe nie jemandem verraten, dass ich eine Hibakusha war. Es ist besser, wenn du es niemandem sagst“, sagte mir einmal ein Hibakusha-Kollege. Offensichtlich hatte sie in der Arztpraxis ihren Hibakusha-Techou (quasi Schein) vorgelegt, woraufhin der Empfangschef schockiert war und ihr sagte, sie solle in ein anderes Krankenhaus aufsuchen.
Als ich 46 Jahre alt wurde, diagnostizierte man bei mir eine Amotio retinae, eine Ablösung der Netzhaut. Die Kosten für die Operation waren, gelinde gesagt, gewaltig. Später wurde festgestellt, dass die Netzhautschäden durch die Strahlung der Atombombe verursacht worden waren. Nach 44 Jahren habe ich endlich das Hibakusha-Techou beantragt.
Im Alter von 55 Jahren ‚outete‘ ich mich als Hibakusha und begann als Freiwillige im Hiroshima Friedensgedenkpark zu arbeiten. Das war die einzige Möglichkeit, für mein Schweigen zu büßen und der Gemeinschaft etwas zurückzugeben.

(eigene Übersetzung)