Franca Brüggen

Franca Brüggen (25) Die geballte Erfahrung und sympathische Sturheit der Aktivist*innen ist für Franca immer eine Bereicherung – deshalb freut sich sich auch dieses Jahr wieder in Büchel dabei zu sein.

Interview mit Franca Brüggen, 25 Jahre, Medizinstudentin Berlin

1. Warum engagierst du dich für nukleare Abrüstung?

Mein Engagement für nukleare Abrüstung hat mehrere Gründe. Einerseits kann und will ich mich nicht damit abfinden, dass die Gefahr eines Atomwaffeneinsatzes noch immer besteht – trotz der bekannten katastrophalen Folgen für Mensch und Natur. Andererseits bedeutet das Engagement gegen Atomwaffen für mich noch mehr als der Kampf gegen die physische Bedrohung. Atomwaffen formen die Bühne auf der sich die internationale Politik abspielt. Um Probleme wie den Klimawandel oder global Ungleichheit wirklich lösen zu können braucht es internationale Kooperation. Doch wie kann das funktionieren, wenn sich Staaten gegenseitig mit der totalen Vernichtung drohen? Der Kampf gegen Atomwaffen ist für mich auch ein Kampf für mehr Demokratie und für internationale Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Ich träume von einer fairen, gewaltfreien globalen Ordnung und glaube daran, dass wir fähig sind Alternativen zu entwickeln. Dieser Wunsch ist nicht nur durch jugendlichen Idealismus geprägt – nüchtern betrachtet haben wir gar keine andere Wahl. Die derzeitige Entwicklungen – das Aufkündigen internationaler Verträge oder die Modernisierung der Atomwaffenarsenale weltweit – werden früher oder später zu einer Eskalation führen und so tausenden Menschen ihre Lebensgrundlage rauben. Das können und müssen wir verhindern.

2. Warum bist du bei ICAN/IPPNW aktiv?

Das Thema Atomwaffen ist so groß und beängstigend, dass ich mich oft wahnsinnig klein fühle. Doch, wie schon Hannah Arendt erkannte: Macht entsteht wenn sich Menschen zusammenschließen. Innerhalb der IPPNW schätze ich die Zusammenarbeit der verschiedenen Generationen von Mediziner*innen, innerhalb von ICAN bereichern die verschiedenen professionellen Hintergründe die Diskussionen und erweitern meinen Horizont. Genau diese Zusammenarbeit – über Alters-, und professionelle Grenzen hinweg – braucht es, um dem riesigen Komplex aus Militär, Atomindustrie und Politik etwas entgegen setzen zu können. Wir müssen unsere gemeinsame Kraft nutzen, voneinander lernen, uns austauschen, gegenseitig korrigieren und motivieren. Die Arbeit innerhalb der IPPNW und ICAN gibt mir das Gefühl etwas verändern zu können.

3. Was bedeutet Büchel für dich?

Büchel ist für mich der Ort an dem dieses abstrakte Thema real wird. Im Alltag in Berlin kann ich mir schwer vorstellen, dass überall auf der Welt nukleare Sprengköpfe liegen und Soldat*innen ihren Einsatz üben. Der Fliegerhorst in Büchel – umgeben von der friedvollen Landschaft Eifel aber bewacht von Soldat*innen hinter einem riesigen Zaun – macht die Absurdität greifbar. Doch auch der seit Jahrzehnten andauernde Protest, die geballte Erfahrung und sympathische Sturheit der Aktivist*innen, die zu diesem Ort kommen und sich durch keine Widrigkeiten von ihrem Ziel abbringen lassen, stellt eine unschätzbare Bereicherung für mich dar.

4. Wie sieht dein Engagement für die nukleare Abrüstung aus?

Als Co-Repräsentantin der internationalen Studierenden der IPPNW versuche ich weltweit Studierende der Medizin für dieses Thema zu sensibilisieren. Gemeinsam mit meinem Ko-Sprecher Kelvin Kibet aus Kenia versuchen wir die Aktivitäten der internationalen Studierenden zu koordinieren und sie zu unterstützen. Wir versuchen das Thema der nuklearen Abrüstung an den Universitäten zu verbreiten und junge Studierende über medizinische Friedensarbeit („Medical Peace Work“) und das Veränderungspotential jede*r einzelnen aufzuklären. Wir arbeiten mit großen Organisationen, wie der IFMSA (International Federation of Medical Students Associations) zusammen, um unsere Reichweite zu vergrößern. Lokal in Berlin bin ich in der IPPNW Studi-Gruppe aktiv und gebe Vorträge und Seminar zu den humanitären Folgen von Atomwaffen.