Lena Theunissen

Lena Theunissen (28) hat einen Bachelor in Internationalen Beziehungen und studiert nun Humanmedizin in Düsseldorf. Mit dem Konzept des positiven Aktivismus setzt sie sich gegen die US-Atomwaffen und für nukleare Abrüstung ein.

Interview mit Lena Theunissen, 28, Medizinstudierende kurz vorm 2. Staatsexamenmit Bachelor in Internationale Beziehungen, nebenbei unterstütze ich gerade noch das Gesundheitsamt Solingen in der Corona-Unit

1. Warum engagierst du dich für nukleare Abrüstung?

Als ehemalige Studierende der Internationalen Beziehungen und aktuelle Studierende der Humanmedizin habe ich zwei Perspektiven auf Atomwaffen: Einerseits eine völkerrechtliche, bedingt durch mein Erststudium, andererseits eine humanitäre.

Schon in der Vorlesung zu humanitärem Völkerrecht widerte mich die Tatsachen, dass Atomwaffen nicht zwischen Soldat*Innen und Zivilist*Innen unterscheiden können. Ich fragte mich, wie es weiterhin Atomwaffen geben kann, wenn sie einen solch eklatanten Verstoß gegen die Genfer Konventionen darstellen. Aus medizinischer Perspektive gilt es, zu verhindern, was man nicht behandeln kann – die Grundidee von Prävention. Eine Behandlung von Opfern von Atomwaffen ist so gut wie unmöglich. Die Schnittmenge aus diesen zwei Bereichen macht für mich das Engagement für nukleare Abrüstung so wichtig und spannend.

2. Warum bist du bei der IPPNW aktiv?

Während meines Studiums wollte ich mich gerne sinnvoll engagieren und fand über die Ersti-Veranstaltung zur Studierendengruppe der IPPNW. Seit meinem zweiten Semester bin ich aktiv dabei. Ich sehe unsere Aufgabe besonders darin, andere für das Thema nukleare Abrüstung zu sensibilisieren.

Daneben ist die IPPNW ein sozialer Ort, in dem man Ideen austauschen, gemeinsam Aktionen planen kann, und wo Ideen aus vielen Generationen von Friedensbewegten zusammenkommen -immer wieder spannend.

3. Was bedeutet Büchel für dich?

Für mich ist Büchel ein Anachronismus und steht stellvertretend für viele Orte, an denen tausende Atomwaffen gelagert werden. Der Ort strahlt eine Mischung aus tückischer Idylle und subtiler Gefahr aus. Büchel beweist, dass Weltpolitik nicht nur in den USA und Russland stattfindet, sondern auch quasi direkt vor meiner Haustür. Es macht die Notwendigkeit des Engagements für eine nukleare Abrüstung fass- und erlebbar.

4. Wie sieht dein Engagement für nukleare Abrüstung vor und nach Büchel aus? Wie bist du aktiv?

In der Büchel-Vorbereitung habe ich mich vor allem mit der Konzeption der ICAN-Geburtstagsfeier und deren Organisation befasst.

Unsere Studierendengruppe aus Düsseldorf hat sich in den letzten 2 Jahren vermehrt mit der Frage beschäftigt, wie man friedenspolitischen Aktivismus allen Generationen zugänglich machen kann. Wir sind auf das Konzept des „positiven Aktivismus“ gestoßen – die Nutzung von Kunst, Kreativität, Humor und Musik, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Visionen für eine bessere Welt zu entwickeln.

Im Rahmen dessen hat die Düsseldorfer Studierendengruppe die „Nuke Girls“ ins Leben gerufen, eine Musikgruppe, die Lieder für nukleare Abrüstung schreibt und aufruft, an den Protesten in Büchel teilzunehmen. An diesem Projekt möchte ich unbedingt weiterarbeiten, vielleicht schaffen wir es ja sogar irgendwann mal, ein ganzes Album von Songs zusammenzutragen. In Büchel selbst werden wir Workshops zum Thema kreativer Aktivismus geben – sei es, ein Geburtstagslied zum Vertragsgeburtstag für ICAN zu schreiben oder Protestmasken zu nähen.Ansonsten werde ich weiter die Vision einer atomwaffenfreien Welt hinaustragen – sei es bei unserem eigenen Wahlfach an der Uni Düsseldorf, über unseren Instagram-Account, beim Hiroshimatag oder alle Jahre wieder in Büchel.